Bericht der slowakischen Untersuchungskommission an das Präsidium des slowaki-schen Nationalrates in Bratislava (Pressburg): Exhumierungsprotokoll und Liste der identifizierten Opfer

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Titel

Bericht der slowakischen Untersuchungskommission an das Präsidium des slowaki-schen Nationalrates in Bratislava (Pressburg): Exhumierungsprotokoll und Liste der identifizierten Opfer

Thema

Holocaust
Südostwall
Zwangsarbeit
Engerau

Beschreibung

Im April 1945 exhumierte eine zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Gräueltaten in Pressburg installierte Untersuchungskommission aus fünf Massengräbern beim Friedhof von Engerau 460 männliche Leichen. 49 von ihnen konnten namentlich identifiziert werden.

Urheber

Slowakische Untersuchungskommission Bratislava

Quelle

WStLA, LG Wien Vg 2b Vr 564/45, 1. Engerau-Prozess, 1. Band, ON 34, S. 84-85 / Originalarchiv: SNA, NS, Tu lud. 6/46 - 13 III D, Kart. 61, 8/52

Datum

1945-04

Mitarbeiter

Übersetzung: Marta Vartikóva (Bratislava) / Bearbeitung: Winfried R. Garscha (Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz)

Sprache

Deutsch (Übersetzung aus dem Slowakischen)

Typ

Dokument (Transkript)

Text Item Type Metadata

Text

Die Leichen waren verhältnismäßig gut erhalten und befanden sich in un¬gleichmäßig fortge-schrittenem Stadium der Verwesung. Die Beklei¬dung der Leichen bestand aus verschiedenar-tigsten nicht zusammenhän¬genden Teilen. Einige trugen mehrere Männerröcke, Hemden und Tü¬cher übereinander, an¬dere waren nur leicht bekleidet. Auf die meisten Männerröcke war ein gelber Stern mit der Aufschrift „Jude“ genäht. Die meisten Leichen wiesen die Beschneidung der Vor¬haut auf. Beschuhung hat bei allen gefehlt. Die Taschen waren auf ver¬schiedenste Wei-se umgewendet und leer. Die Kleider wie auch die Lei¬chen waren außerordentlich stark ver-laust, die Haare nicht geschnitten, die Bärte nicht rasiert. Die Verletzungen und Wun¬den waren fahrlässig mit Papierwatte verbunden. Von den 460 Leichen wie¬sen 48 Schuss¬wunden des rückwärtigen Körperteiles, der Gurgel, der linken Schulter, des Bauches, der Hüft- und Rü-ckengegend auf. In einigen Fällen war der Schädel zerschlagen.
Die Schusswunden in Kopf, Gurgel, Brust und Bauch haben im¬mer den sofortigen Tod zur Folge gehabt. Schusswunden in den Rü¬cken wa¬ren nicht immer tödlich, nämlich dann, wenn nicht die lebenswichtigen Organe getroffen worden waren. Man muss somit annehmen, dass in diesen Fällen etwas anderes den Tod verursachte, nämlich langsames Verbluten, Erfrieren, oder aber Ersticken nach der Zuschüttung des Grabes mit Erde. In zahlreichen Fäl¬len war das Ein-schlagen des Schädels am Scheitel mittels eines stumpfen Gegenstandes die Todesursache. Au-ßer den angeführten tödlichen Verwundun¬gen sind in vielen Fällen breite Blut¬ergüsse am Kopfscheitel, am Antlitz und auf der Brust, weiters Brüche des Nasenknochens, des Ober- und Unter¬kiefers, der Rippen und der un¬teren Beinknochen festgestellt worden. Meistens war die Fettschicht unter der Haut kaum zu finden, was auf sehr schlechte Ernährung hinweist.
Bei der Exhumierung der Leichen durch die slowakische Sonderkommis¬sion konnten 49 Lei-chen namentlich identifiziert, bei manchen auch die mögliche Todesursache festgestellt werden.

Es folgen die Namen laut dem im Slowakischen Nationalarchiv aufbewahrten Exhumierungsprotokoll. Im Überschwang der Wiedergewinnung der zwangsweise an Ungarn abgetretenen Gebiete waren slowakische Behörden damals bemüht, ungarische Vornamen zu slowakisieren, also bei¬spielsweise Béla in Vojtěch, Ferenc in František, György in Juraj oder Lajos in Ľudovít umzubenennen. In der Überzeugung, dass die Nennung des rich¬tigen Namens auch im Sinne der Anerkennung der persönlicher Würde der Opfer geboten ist, werden die Vornamen aus dem Protokoll nachfolgend in ihrer ursprünglichen ungarischen Form genannt. Bei zwei-sprachigen Orts¬namen folgt auf den amtlichen slowakischen Namen die ungarische Bezeich¬nung.

Ágai Pál
Ágoston Tibor, geb. 1.2.1900 in Budapest, Bankbeamter
Baumgarten József, geb. 13.7.1903 in Budapest, Kaufmann
Baros Ferenc, geb. 20.8.1898 in Budapest
Breier György, geb. 15.5.1925 in Mezökövesd
Böhm Rudolf, geb. 19.3.1924 in Györ
Eichner Pál, geb. 17.1.1900 in Budapest
Einhorn Abrahám, geb. 23. I. 1916 in Užhorod/Ungvár
Falk Géza, geb. 16.1.1899 in Budapest, Musikprofessor
Fekete Mikulás, geb. 14. 9.1896 in Miskolcz
Fischer Oszkar aus Budapest
Fleischmann Mór, geb. 2.3.1898 in Dunajská Streda/Dunaszerda¬hely, Kaufmann
Fóris Dezider, geb. 29.6.1885 in Lučenec/Losonc, Beamter, rö¬misch-katholisch
Grausz Jakub, geb. in Budapest
Halász Imre, geb. 13.5.1902 in Celldömölk, Beamter
Hecht Josef, aus Újpest
Herczfeld Martin
Holczer Andás, geb. 17.9.1922 in Szeged, Beamter
Horváth István, geb. 13.10.1906 in Tatabánya, Vertreter
Jónap Béla, geb. 9.3.1902 in Tiszalúc, Kaufmann
Kálmár Pál, geb. 12.7.1925 in Budapest, Tischler
Keleti Eugén Tibor, geb. 1899, aus Csepel, Mechaniker
Klein Sándor, geb. 25.9.1899 in Budapest, Kaufmann
Klein Ervín, geb. 29.5.1929 in Budapest, Student
Klein Ernest, geb. 1911, wohnhaft in Budapest, Arbeiter
Krakovits Zsigmond aus Miskolcz
Kohn Viliam, geb. 5.11.1897 in Sima
Májor István, geb. 6.5.1927 in Budapest
Mándy István, geb. 4.8. 1901 in Nyírbátor, Ingenieur
Meisels Mátyás aus Szeged
Nemenyi Béla, geb. 1.8.1899 in Košice/Kassa, Techniker
Neufeld Lajos, geb. 2. 9.1896 in Budapest, technischer Beamter
Dr. Neumann Lajos, geb. 6.11.1900 in Ujpest, Rechtsanwalt
Polgár Görgy, geb. 17.3.1901 in Budapest, Bankbeamter
Reichenfeld Dezider, Elektromechaniker
Rejtö Béla, geb. 1896 in Rijeka/Fiume, Fußball-Linienrichter
Révész Dezider, geb. 21.5.1897 in Budapest, Lagerverwalter
Sárosi Béla, geb. 27.10.1906 in Pécs
Sonnenfeld Mark, geb. 18.7.1899 in Šintava/Sepmte, Kaufmann
Sász Görgy, geb. 23.8.1924 in Budapest, Schneidergehilfe
Szegedín Zoltán, geb. 15.2.1909 in Balašské Ďarmoty/ Balassagyarmat, Schneidergehilfe
Székely Alexander, geb. 20.11.1897 in Budapest, Werbevertreter
Szunyog Otto Géza, geb. 28.2.1900 in Felsöerek, Lehrer
Wachsberger Bernát, geb. 3.6.1895 in Nyírjákó, Vertreter
Weiss Leopold, geb. 31.5.1897 in Budapest, Kellner
Weiss Oszkár, geb. 3.5.1902 in Cikote, Chauffeur
Werner Hugo, geb. 1925 in Dombóvár, Schustergehilfe
Vidor Oszkár, geb. 11.12.1899 in Budapest, Textilkaufmann
Wimmer Ernest

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